12.05.2017 | yDiv, Medienmitteilung, TOP NEWS

Wählerische Fruchtfresser sind am flexibelsten

Tukane (im Bild: Andigena hyploglauca ) können sich wahrscheinlich besser an menschliche Eingriffe und globalen Wandel anpassen als bisher gedacht. Copyright: D. Matthias Dehling, Senckenberg

Die südamerikanische Weintaube ist zwar ein wählerischer Esser, aber trotzdem flexibel. Copyright: D. Matthias Dehling, Senckenberg

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Frankfurt am Main/ Leipzig.Südamerikanische Vögel, deren Nahrung in einer Jahreszeit nur aus ganz bestimmten Früchten besteht, sind äußerst flexibel, wenn es darum geht, in anderen Jahreszeiten auf andere Früchte umzuschwenken. Diese Flexibilität könnte ihnen in Zukunft zugutekommen, denn Prognosen besagen, dass Pflanzenarten, von deren Früchten sie sich ernähren, im Zuge des globalen Wandels verschwinden könnten. Die Studie ist jetzt im Fachjournal „Journal of Animal Ecology" veröffentlicht. Daran beteiligt waren unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft, des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Unterstützt wurde die Studie unter anderem vom iDiv flexpool. Die Weintaube ist überaus wählerisch, wenn es um ihre Nahrung geht. Während ihre Verwandten auf europäischen Straßen und Plätzen Allesfresser sind, ernährt sich der südamerikanische Vogel fast ausschließlich von Früchten – und zwar nur von ganz bestimmten. Damit befindet sie sich in guter Gesellschaft, denn die fruchtfressenden Tukane und der truthahngroße Andenguan sind ebenso wählerisch. Man könnte meinen, dass diese Spezialisierung auf bestimmte Früchte unflexibel macht – anscheinend ist dies aber nicht so. „Wir haben neotropische Vögel, die in einer bestimmten Jahreszeit nur eine geringe Bandbreite ausgewählter Früchte fressen mit Vögeln verglichen, die viele verschiedene Früchte fressen. Die spezialisierten Vögel sind am flexibelsten, wenn es darum geht, ihre Menüwahl der Jahreszeit anzupassen", erklärt Irene Bender, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). „Die wechselbereiten Fruchtfresser ernähren sich bevorzugt von großen Früchten. Allerdings sind diese nicht das ganze Jahr verfügbar. Das veranlasst die Vögel dazu, auf Alternativen auszuweichen", erläutert die Erstautorin einer neuen Studie zum Thema. Die überraschenden Ergebnisse liefern Antworten auf die Frage,  wie Arten auf Veränderungen ihrer Nahrungsressourcen reagieren könnten, die keine natürliche Ursache haben. „Die Flexibilität von Tierarten könnte ein wichtiger, aber bisher weitgehend vernachlässigter Mechanismus sein, der die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen Tieren und Pflanzen stabilisiert. Flexibilität ist vor allem dann wichtig, wenn das gewachsene Beziehungsgeflecht zwischen Tieren und Pflanzen auf menschliche Eingriffe und Umweltveränderungen reagieren muss“, so Dr. Matthias Schleuning, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Er fährt fort: „Die Wechselbereitschaft von Nahrungsspezialisten könnte also ein Zeichen dafür sein, dass auch spezialisierte Tierarten sich an eine verändernde Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsquellen anpassen können". Im Rahmen der Studie beobachtete das Team um Irene Bender und Matthias Dehling, welche Früchte Vögel in den Bergregenwäldern im Manú-Nationalpark (Peru) an den westlichen Hängen der Anden fraßen. Die Wissenschaftler erhoben zudem wichtige Merkmale der fruchttragenden Pflanzen, beispielsweise deren Höhe und die Fruchtgröße. Die Flexibilität der Vögel wurde danach bemessen, inwieweit die Vogelarten in verschiedenen  Jahreszeiten zwischen Nahrungspflanzen mit verschiedenen Merkmalen wechseln konnten. Die Forschenden bestimmten den Grad der Spezialisierung einzelner Vogelarten, indem sie die Bandbreite der von ihnen gefressenen Früchte mit der Fruchtwahl der anderen beobachteten Vogelarten verglichen. Kontakt: Irene M.A. Bender
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum &
Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv).
Phone +49 (0)69- 7542 1875
Irene.bender@senckenberg.de PD Dr. Matthias Schleuning
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Phone +49 (0)69- 7542 1892
Matthias.schleuning@senckenberg.de Sabine Wendler
Pressstelle
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Phone +49 (0)69- 7542 1818
Sabine.wendler@senckenberg.dePublikation: Bender, I.M.A. et al. (2017): Functionally specialised birds respond flexibly to seasonal changes in fruit availability. Journal of Animal Ecology, doi: 10.1111/1365-2656.12683
http://dx.doi.org/10.1111/1365-2656.12683
Die Studie wurde unterstützt vom iDiv flexpool, der University of Amsterdam, LOEWE, der Royal Society of New Zealand, dem DAAD und anderen.Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur vermittelt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie weiteren Sponsoren und Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht.Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de.iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig im Sinne des § 92 Abs. 1 SächsHSFG und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ. Beteiligte Kooperationspartner sind die folgenden außeruniversitären Forschungs-einrichtungen: das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI BGC), das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie (MPI CE), das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), das Leibniz-Institut Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ), das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und das Leibniz-Institut Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG). www.idiv.de
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