Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Halle-Jena-Leipzig
 

Aus der Vergangenheit lernen, in die Zukunft blicken: ein gemeinsames Bestreben

Der im Dezember 2018 im Rahmen des Projektes "sMon - Analyse der Trends in deutschen Biodiversitätsdaten" durchgeführte Workshop war für alle Teilnehmer eine sehr motivierende Erfahrung. Insgesamt 48 Personen aus bundesstaatlichen Organisationen für Naturschutz, Naturkundegesellschaften, Museen, Universitäten und Forschungsinstitute kamen zusammen um die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit zu evaluieren.
Das sMon-Team schlug neue Wege und Methoden vor, um vorhandene Daten zur Biodiversität in Deutschland auszuwerten. Die in Deutschland verfügbaren Daten sind vielfältig und stammen aus unterschiedlichsten Quellen, die zu verschiedenen Zwecken und unterschiedlichen Zielsetzungen gesammelt wurden. (Vorträge hierzu s. unten)

Es wurden Wege aufgezeigt, wie verschiedene Kartiervorhaben, wie z.B. Biotop- und Rasterkartierungen, kombiniert werden können um Trends bei der Verteilung von Pflanzenarten abzuleiten. Solche Datentypen werden, wie im Fall von Biotopkartierungen, in regelmäßigen Abständen durch die Bundesländern erfasst, während Rasterkartierungen ein typisches Werkzeug zur Erstellung von Verteilungsatlanten darstellen.

Es wurden auch Methoden zur statistischen Analyse wiederholter Erhebungen vorgestellt. Solche Erhebungen können wiederholte Biotopkartierungen umfassen, deren Erfassungsmethodik und Biotopschlüssel sich jedoch über die Jahre z.T. stark verändern.

Eine weitere äußerst wertvolle Informationsquelle sind Daten zu Ereignissen, die häufig von Naturinteressierten, privat oder in Fachgesellschaften organisiert, erhoben werden. Am Beispiel von Libellen wurde die Methodik der sogenannten Occupancy-Detection Models eingeführt, um Verbreitungstrends in fünf Bundesländern aufzuzeigen. Solche Methoden eignen sich gut, um die Arbeit von Freiwilligen in die Bewertung des Zustandes der Natur in Deutschland und anderswo statistisch belastbar zu Analysieren.

Auch reine Vorkommensdaten ohne direkten Projektbezug können durch moderne Methoden ausgewertet werden. So wurde auch eine Methode vorgestellt, die sich dazu eignet, den Verbreitungszustand von über 2500 Pflanzenarten in der gesamten Bundesrepublik über die letzten 60 Jahre zu verfolgen. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz wurde hier vom Projekt sMon eine Umfassende Analyse vorgestellt.

Vermutlich den „Goldstandard“ für Untersuchungen von Veränderungen in Arten sowie Populationen stellen Wiederholungsdaten aus hochaufgelösten und standardisierten Aufnahmen dar (z.B. aus Vegetationsaufnahmen). Auch wenn solche Daten aus der Vergangenheit recht selten sind, können diese nicht nur Veränderungen im Vorkommen von Pflanzenarten beurteilen, sondern auch Veränderungen in deren Abundanzen und könne somit auch als potenzielle Frühwarnzeichen für Veränderungen in Pflanzenbeständen dienen.

Zusammenfassend wurde von allen Teilnehmern festgehalten:

Das Konsortium der sMon-Stakeholder, Vertreter aller beteiligten Organisationen, möchte eine klare Aussage für die Interessierte Öffentlichkeit außerhalb des Projekts treffen: die vorhandenen „Altdaten“ lassen zwar  valide Aussagen über die Entwicklung der Biodiversität in der Vergangenheit zu, können aber hochaufgelöste Daten eines echten Monitorings nicht ersetzen. Um das zweifellos vorhandene Potential der existierenden „Altdaten“ voll nutzen zu können sind zudem weitere Mittel (z.B. Zeit, Geld) notwendig. Die Teilnehmer des Workshops waren sich darüber hinaus einig, dass die retrospektive Auswertung der verfügbaren Daten wertvolle Informationenliefern kann, wie zukünftige Überwachungskonzepte durch die gewonnenen Einsichten besser gestaltet werden können. Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen ist daher ein gemeinsamer Artikel geplant.

 

Vorträge:

1. Josef Settele (UfZ): Die Verwendung von Trendanalysen in internationalen Publikationen und
Assessments - am Beispiel der Tagfalter

2. David Eichenberg (iDiv, sMon): Trendanalysen für floristische Daten in Deutschland

3. Diana Bowler (iDiv, sMon): Libellen-Trends seit 1980

4. Florian Jansen (iDiv, Uni Rostock, sMon): Trendanalysen mit Hilfe von Floristischen Kartierungsdaten und Biotopkartierungen

5. Ute Jandt & Helge Bruelheide (Universität Halle, iDiv, sMon): Trendanalysen vegetationskundlicher Wiederholungsuntersuchungen aus Deutschland

6. Klaus Henle (UfZ): Trendanalysen Amphibiendaten - Stand der Untersuchungen

7. Helge Bruelheide (Universität Halle, iDiv, sMon): Biodiversitäts-Änderungen der Flora Schleswig-Holsteins: „Wo sind all die Farben hin?“

8. Andrea Andersen (BUND): Das Rettungsnetz Wildkatze & auf Spurensuche nach dem Gartenschläfer

9. Rudolf May (BfN): Erhebung und Zusammenführung floristischer Daten - Der Weg der Rohdaten
in die floristische Datenbank von Deutschlandflora

10. Roel van Klink (iDiv): Globale Trendanalysen von Insektenpopulationen/ Gemeinschaften

11. Thomas Fartmann (Universität Osnabrück, DGfO): Heuschrecken - Verbreitungstrends in Deutschland

12. Ortwin Bleich (ColKat): Verzeichnis und Atlas der Käfer Deutschlands

13. Klaus-Jürgen Conze, Dominik Jablotschkin (GdO): Datenlage der Libellen Deutschlands - Bestand und Bedarf

14. Katrin Ronnenberg (Thünen Institut): Möglichkeiten und Schwierigkeiten bei der Verschneidung von daten aus dem Monitoring häufiger Brutvögel mit Trends der Landnutzungsentwicklung

15. Thomas Sperle (Coenos Landschaftsplanung GmbH): Artveränderungen in Mooren im Schwarzwald - Methoden und erste Ergebnisse

16. Samuel Rauhut (LfU Bayern): Arterfassung am Bayerischen Landesamt für Umwelt

17. Bernd Trockur (GdO, Delattinia, LUA Saarland): Libellenerfassung im Saarland

18. Florian Theves (LUBW): Das neue Insektenmoitoring Konzept in Baden-Württemberg

19. David Eichenberg (iDiv, sMon): Advances in plant trend analyses (in Englisch)

20. Diana Bowler (iDiv, sMon): Ways forward (in Englisch)

 

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