27.05.2016 | TOP NEWS, iDiv

In der Biodiversitätsforschung geht viel zusammen

Von links nach rechts: Dietrich Nies, Stanley Harpole, Tiffany Knight, Jonathan Chase, Olaf Christen, Michael Bron. Foto: André Künzelmann (UFZ)

Von links nach rechts: Dietrich Nies, Stanley Harpole, Tiffany Knight, Jonathan Chase, Olaf Christen, Michael Bron. Foto: André Künzelmann (UFZ)

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Drei iDiv-ProfessorInnen erläutern in Antrittsvorlesungen an der Uni Halle ihren Blick auf das Thema BiodiversitätHalle/Salle. Ein Hauch von Cambridge und Harvard wehte am Donnerstagabend durch die altehrwürdige Aula des Löwengebäudes der Martin-Luther-Universität (MLU). Prorektor Prof. Michael Bron konnte gleich drei neue ProfessorInnen ankündigen: Renommierte Forschende, die alle aus den USA stammen, und die durch die Zusammenarbeit mehrerer Forschungseinrichtungen nach Mitteldeutschland geholt werden konnten. Das Wort "zusammen" zog sich wie ein roter Faden durch den Abend.Den Auftakt machte mit Prof. Tiffany Knight eine echte Globetrotterin, die die Sonne in Florida, Kalifornien und Hawaii gegen das trockene Klima im Regenschatten des Harzes eingetauscht hat. Ihre große Leidenschaft sind Bäume. Weniger wegen der Bedeutung für die Forstwirtschaft, sondern vor allem weil sie ein gewaltiger Kohlenstoffspeicher sind und jede fünfte Baumart inzwischen als bedroht gilt. Dabei wissen wir nicht einmal, wie viele Baumarten es eigentlich auf der Erde gibt, betonte Knight. Auf 70.000 wird ihre Zahl geschätzt, allein 2015 wurden 2000 neue Arten entdeckt. Während bei den Amphibien oder Säugetieren Hunderte Experten an einer globalen Arteninventur gearbeitet haben, hat sich Tiffany Knight mit ihrem kleinen Team trotz zehnmal mehr Arten ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Hier in Halle will sie eine globale Baum-Synthese erstellen. Knight betonte, dass dies nur möglich sei, wenn viele gemeinsam dieses Ziel verfolgen. Der Schlüssel sei, zusammen zu arbeiten.Zweiter im Bunde war ein weiterer Spezialist für die Vegetation. Prof. Stanley Harpole interessiert sich für die Frage: Welche Faktoren begrenzen das Wachstum bei Pflanzen? Eine Frage, die die Menschheit bewegt, seit sie sich niedergelassen hat und Ackerbau betreibt. Klar ist: Stickstoff spielt eine zentrale Rolle. Trotzdem sind viele Fragen immer noch offen. Deshalb hatte Harpole mit anderen Kollegen das Nutrition Network gegründet, das die Produktivität von Grasländern weltweit in verschiedenen Feldexperimenten untersucht. Sein Fazit: Wir Menschen dominieren inzwischen nicht nur den Kohlenstoff- sondern auch den Stickstoffkreislauf. Und beeinflussen damit auch die Artenvielfalt auf unserem Planeten. Denn inzwischen ist klar, dass begrenzende Ressourcen sich auch auf die Vielfalt auswirken. Harpole hob hervor, wie komplex dieses System ist. Es ist nicht ein Nährstoff allein, der Pflanzenwachstum und Artenvielfalt steuert, sondern es sind viele, die zusammen wirken.Je tiefer die Wissenschaft vordringt, umso wichtiger wird es, die neuen Erkenntnisse zusammenzuführen. Dazu gibt es an der MLU den Lehrstuhl für Biodiversitätsynthese und seit kurzem Prof. Jonathan Chase. Gestenreich gab er einen Überblick, wie sich das Verständnis von Synthese in der Biologie im Lauf der Jahrzehnte gewandelt hat. So hat sich zum Beispiel die Anzahl von Publikationen, die sich mit der Nischentheorie befassen, bis in die 1980er Jahre verzehnfacht, um dann zurückzugehen und jetzt wieder „in Mode“ zu sein. Der Streit unter den Biologen, ob die Nischentheorie oder die neutrale Theorie zutrifft, ist noch immer nicht entschieden. Chase sieht dies pragmatisch: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. In der Wissenschaft vom Zusammenleben der Arten ist es damit irgendwie wie im richtigen Leben. Zusammen geht vieles besser. Das neue Trio ist zweifellos ein Glücksfall für die Biodiversitätsforschung in der Region, aber kein Zufallsprodukt. Möglich wurde die Verpflichtung der drei Top-BiologInnen durch die Zusammenarbeit im Universitätsverbund gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. Die erfolgreiche gemeinsame Rekrutierung der renommierten Biodiversitätsforschenden könnte dadurch zum Vorbild auch für weitere Disziplinen werden. Tilo Arnhold
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