29.10.2020 | Medienmitteilung, TOP NEWS, Evolutionsökologie, iDiv

Der verlockende Duft süßer Früchte

Lemuren kommen ausschließlich auf Madagaskar vor. Dieser Rotstirnmaki ernährt sich hauptsächlich von Früchten.  (Bild: Omer Nevo)

Lemuren kommen ausschließlich auf Madagaskar vor. Dieser Rotstirnmaki ernährt sich hauptsächlich von Früchten. (Bild: Omer Nevo)

Dr. Omer Nevo (Bild: Universität Ulm)

Dr. Omer Nevo (Bild: Universität Ulm)

Hinweis für die Medien: Die von iDiv bereitgestellten Bilder dürfen ausschließlich für die Berichterstattung im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter Angabe des/der Urhebers/in verwendet werden.

Neue iDiv-Forschungsgruppe untersucht Kommunikation zwischen Pflanzen und Tieren

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) erweitert sein Portfolio um einen neuen Forschungsbereich. Ab November 2020 leitet der Biologe Dr. Omer Nevo die neue Nachwuchsgruppe „Evolutionsökologie“ am iDiv und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU). Der 35-jährige Wissenschaftler untersucht die chemische Kommunikation zwischen Pflanzen und Tieren – genauer gesagt, wie Pflanzen durch den Duft ihrer Früchte Tiere anlocken, die Frucht und Samen weitertragen und ausbreiten. Das Wissen über Signalwirkungen von Gerüchen soll auch zu neuen Ansätzen im Naturschutz verhelfen. Nevo und sein Team werden für sechs Jahre mit rund 1,3 Millionen Euro durch das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Der süße Duft von Feigen ist unwiderstehlich für die wilden Lemuren Madagaskars. Doch wie kam es dazu, dass der Geruch von Früchten bei den Tieren als Signal wirkt? Das ist die Hauptfrage der neuen Forschungsgruppe von Omer Nevo, die am 2. November bei iDiv startet. Um Antworten zu finden, kombinieren die Forscher chemische und genetische Ansätze. Verhaltensexperimente mit Lemuren sollen darüber hinaus zeigen, wie sich ihr Geruchssinn als Reaktion auf dieses Signal entwickelt haben könnte.

„Die Samenverbreitung und der ökologische Prozess dahinter sind der Klebstoff, der viele tropische Systeme zusammenhält“, sagt Nevo. „Wenn diese Tier-Pflanzen-Interaktionen entfallen, können sich die Wälder nicht mehr erneuern, was langfristig zu einem Rückgang der tropischen Artenvielfalt führen würde.“


„Löwenduft“ als Werkzeug für den Artenschutz

Nevo und seinem Team arbeiten aber auch an praktisch anwendbaren Instrumenten im Naturschutz. So erforscht ein Projekt in Südafrika die chemische Ökologie von Elefanten und nutzt die Ergebnisse, um neue Instrumente für den Naturschutz zu entwickeln. Durch den stetigen Verlust ihres Lebensraums fallen Elefanten immer häufiger in die Felder von Kleinbauern ein und verwüsten zum Teil ganze Ernten, was zu erheblichen Konflikten mit der Lokalbevölkerung führt. Oft lassen die Elefanten dabei ihr Leben. Nevo und seine Kollegen haben Duftstoffe identifiziert, die als sichere und kostengünstige Abwehrmittel für Elefanten wirken. So könnten Konflikte zwischen Mensch und Elefant entschärft werden. Die Forscher konnten zeigen, dass synthetische Stoffe, die den Duft von Löwen imitieren, den größten Feinden der Elefanten, wirksame Mittel zur Vertreibung darstellen. Diese sollen in einem zweiten Schritt in die Anwendung gebracht werden.

Bei iDiv arbeiten Wissenschaftler unterschiedlichster Hintergründe wie Biologie, Informatik, Psychologie, Sozialwissenschaften etc. zusammen mit dem Ziel, integrative Forschung zu betreiben. „iDiv hat sich als eines der spannendsten Forschungszentren weltweit etabliert“, sagt der Biologe Nevo. „Es bietet eine wirklich einzigartige Konzentration von Spitzenforschern im Bereich der Ökologie. Ich glaube, das wird meiner Forschung sehr zugute kommen.“

iDiv bietet beste Kooperationsmöglichkeiten für produktive Forschung

Nevos Fachgebiet ergänzt das iDiv-Forschungsportfolio und ermöglicht besondere Kooperationsmöglichkeiten. „Eine der produktivsten chemisch-ökologischen Gruppen weltweit – Prof. Nicole van Dams 'Molecular Interaction Ecology'-Gruppe arbeitet bei iDiv“, sagt Nevo. „Darüber hinaus ist Dr. Renske Onsteins Nachwuchsgruppe 'Evolution und Adaptation' eine der wenigen Forschungsgruppen weltweit, die sich wie ich mit der Evolution von Früchten befassen.“

Das Emmy-Noether-Programm der DFG, das Omer Nevo und sein Team für die kommenden sechs Jahre fördert, gibt besonders qualifizierten Nachwuchsforschern die Chance, sich durch die Leitung einer unabhängigen Nachwuchsgruppe für eine Professur an einer Universität zu qualifizieren. Nevo hat zuletzt an der Universität Ulm gearbeitet.

 

Zum Interview mit Dr. Omer Nevo

 

Ansprechpartner:

Dr Omer Nevo(spricht nur Englisch)
Nachwuchs-Forschungsgruppenleiter Evolutionsökologie
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU)
Tel.: +49 341 97 33279
E-Mail: omer.nevo@evolutionary-ecology.de
Web: www.idiv.de/evoeco

 

Sebastian Tilch
Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Tel.: +49 341 97 33197
E-Mail: sebastian.tilch@idiv.de
Web: www.idiv.de/de/media

 

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