03.02.2022 | Medienmitteilung, TOP NEWS, Biodiversität und Mensch

Die Liebe zur Natur ist teilweise erblich

Eineiige Zwillinge springen beim Wandern in Slowenien von Felsen in einem Wald. (Bild: _jure / Adobe Photo Stock)

Eineiige Zwillinge springen beim Wandern in Slowenien von Felsen in einem Wald. (Bild: _jure / Adobe Photo Stock)

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Eineiige Zwillinge sind sich in ihrer Naturverbundenheit ähnlicher als zweieiige - doch Genetik ist nicht alles

Basiert auf einer Medienmitteilung von PLoS Biology

Singapur/Exeter/Brisbane/Leipzig. Die Wertschätzung von Natur und die damit verbundene Neigung, sich in der Natur aufzuhalten, sind vererbbare Eigenschaften des Menschen. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Studie mit britischen Zwillingen, die von der National University of Singapore, der University of Exeter, der University of Queensland, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) gemeinschaftlich durchgeführt wurde. Die Studie wurde nun in der Zeitschrift PLoS Biology veröffentlicht.

Ein internationales Forschendenteam befragte 1153 Zwillingspaare, wie häufig und wie lange sie sich in der Natur aufhalten und wie stark sie sich entsprechend mit ihr verbunden fühlen. So wollten sie herausfinden, ob Naturerfahrungen und die Wertschätzung von Natur genetisch vererbbare Eigenschaften sind. Die Paare entstammten dem größten Verzeichnis erwachsener Zwillinge in Großbritannien, TwinsUK.

Das Team fand heraus: Eineiige Zwillinge, die sich genetisch zu fast 100 Prozent gleichen, sind sich in ihrer Naturverbundenheit ähnlicher als zweieiige Zwillinge, die nur eine genetische Identität von ca. 50 Prozent aufweisen. Die Erblichkeit der Naturverbundenheit lag zwischen 34 Prozent für die Häufigkeit von Park- und Gartenbesuchen und 46 Prozent für die allgemeine Naturverbundheit. Daraus schließen die Forschenden, dass die Genetik einen moderaten Einfluss darauf hat, wie häufig die Natur aufgesucht wird und wie ausgeprägt die emotionale Bindung zur Natur ist.

Die Hauptautorin der Studie, Dr. Chia-Chen Chang von der National University of Singapore, sagt: „Wir haben darüber hinaus festgestellt, dass Umweltfaktoren mehr als die Hälfte der Unterschiede zwischen den Individuen erklären. Das bestätigt frühere Erkenntnisse, dass die Umgebung eines Menschen ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Freude an der Natur und an Naturerfahrungen ist“. Der Einfluss von Umweltfaktoren auf die Häufigkeit der Naturbesuche nahm auch mit dem Alter zu.

„Daher ist es wichtig, dass wir Städte so gestalten, dass sie den Menschen die Natur näher bringen“, sagt Dr. Rachel Oh, Postdoktorandin am UFZ und bei iDiv: „Dies könnte durch die Bereitstellung hochwertiger und leicht zugänglicher Natur erreicht werden. Bemühungen, den Menschen mehr Naturerfahrungen zu ermöglichen, werden immer wichtiger, da die Auswirkungen eines modernen, städtischen Lebensstils auf die psychische Gesundheit immer deutlicher werden.“

Diese Studie baut auf früheren Untersuchungen auf, die den Zusammenhang zwischen dem geografischen Lebensumfeld von Menschen in Städten beziehungsweise auf dem Land und ihrem Wunsch nach Naturerlebnissen untersucht haben.

Diese Forschungsarbeit wurde von der Nationalparkbehörde und dem Ministerium für Nationale Entwicklung Singapur finanziert und ging an L. Roman Carrasco. Der Geldgeber hatte keinen Einfluss auf das Studiendesign, die Datenerhebung und -analyse, die Entscheidung zur Veröffentlichung oder die Erstellung des Manuskripts.
Urs Moesenfechtel

 

Originalpublikation:
(Forschende mit iDiv-Affiliation und iDiv-Alumni fett gesetzt)

Chang, C.-c., Cox, D.T.C., Fan, Q., Nghiem, T.P.L., Tan, C.L.Y., Oh, R.R.Y. et al. (2022): People’s desire to be in nature and how they experience it are partially heritable, PLoS Biology. DOI: 10.1371/journal.pbio.3001500

 

Ansprechpartner:

Dr. Ruy Ying Rachel Oh(spricht Englisch und Chinesisch)
Postdoktorandin in der Forschungsgruppe Ökosystemleistungen
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Deutschland
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Zentrum für Biodiversitäts- und Naturschutzforschung, Universität Queensland, Australien
Tel.: +49 341 9733121
E-Mail: rachel.oh@idiv.de
Web: www.idiv.de/en/profile/1414.html

 

Urs Moesenfechtel, MA(spricht Deutsch und Englisch)
Medien und Kommunikation
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Tel.: +49 341 9733106
E-Mail: urs.moesenfechtel@idiv.de
Web: www.idiv.de/de/media

 

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